Dresden
Donnerstag, 4. Oktober
Am Donnerstag Morgen um 8:30 Uhr waren alle wieder am Bus versammelt zur Abfahrt nach Dresden. Wir fuhren durch
Eppendorf-Ort, wo wir Familie Walter und Herrn Morgenstern aufluden und mit nach Dresden nahmen. Das Wetter spielte leider nicht so mit, wie wir es uns gewünscht hätten: Es war sehr diesig und es regnete. In Dresden
war es unerwartet schwierig, zu unserem Haltepunkt hinter den Zwinger zu gelangen: Der Straßenverkehr war sehr dicht, viele Baustellen behinderten uns und zu allem Überfluss war eine Brücke zu niedrig für den hohen
Bus. Aber unser Fahrer, Herr Diedrich, meisterte alle Schwierigkeiten souverän.
Unsere Gruppe vor dem Dresdner Zwinger
Da ich vorsichtshalber viel Zeit für die Anfahrt eingeplant hatte, kamen wir gerade noch rechtzeitig um 10.30 Uhr auf dem
Busterminal am Zwingerteich an, wo uns die beiden Stadtführerinnen erwarten sollten.
Das Wetter hätte schon etwas besser sein können
Etwas verspätet kamen sie auch: Frau Köhler und Frau Wadewitz. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, und los ging’s
in Richtung Zwinger. Bei Regen und matschigen Wegen erreichten wir den Zwingerhof, dann ging es weiter an der Semperoper
vorbei, wir bekamen die Schinkelwache, das Schloss, die Hofkirche, den Neumarkt mit der Baustelle der Frauenkirche und die
Brühlsche Terrasse mit Blick auf die Gebäude der anderen Elb-Seite und vieles andere mehr zu sehen. Auch wenn die Führungen viel
zu kurz für eine Stadt wie Dresden waren, so bekamen die, die Dresden noch nicht kannten, zumindest eine Vorstellung von der
Schönheit dieser “Elb-Florenz” genannten Stadt. Inzwischen hatten sich Regen und Wolken verzogen und der Sonne Platz gemacht.
Die Semperoper. Jetzt schien endlich die Sonne.
Gegen 13.00 Uhr trafen beide Gruppen wieder am Bus ein. Er brachte uns über die Elbe in die Neustadt zum Albertplatz. Dort fanden
wir das Restaurant “König Albert”, wo uns Herr Graul mit kulinarichen Köstlichkeiten erwartete. Nach unserer Vorbestellung hatten
wir die Auswahl zwischen Steinbeißerfilet mit Kräuterkruste und Kürbis-Kartoffelgemüse oder Maishuhnbrust mit Wirsing-Karottengemüse und Majoranrahm.
Der Nachmittag war zur freien Verfügung bestimmt. So teilten wir uns nach dem Mittagessen. Ein Teil wanderte zu Fuß vom
Albertplatz über die Hauptstraße, vorbei an dem goldenen Standbild August des Starken und über die Augustusbrücke in die
Innenstadt. Ein anderer Teil fuhr mit dem Bus elbaufwärts bis zum .“Blauen Wunder” und darüber auf die linke Elbe-Seite. Es handelt
sich um eine über 100 Jahre alte Elbbrücke in Stahlkonstruktion mit einer Spannweite von 280 m. Sie galt damals als eine
technische Sensation. Im April diesen Jahres schmückt sie als Motiv eine 1,00-DM-Briefmarke. Auf dem Busparkplatz unter der Carolabrücke parkten wir und verteilten uns auf die Altstadt.
Ich nutzte die Gelegenheit und ging mit den drei Eppendorfern in das Hygiene-Museum, das ich schon immer besuchen wollte. Ich
war doch etwas enttäuscht von dem Museum: es war kaum besucht, fast möchte ich meinen, dass mehr Personal als Besucher da
waren. Die Ausstellungsstücke und das Arrangement erinnerte mich an Museen der 60-er Jahre, es fehlt eben überall an Geld zur
Modernisierung. Sehr interessant war allerdings die “Gläserne Frau”, die fast in Lebensgröße auf einem Sockel stand und sich
langsam drehte. Für die Besucher, die auf den Bänken um die Frau saßen, wurde der Körper und seine Funktionen über eine Lautsprecheranlage erklärt. Die angesprochenen Organe leuchteten im Inneren des Körpers auf.
Abendliche Stimmung in Dresden
Nach dem Museumsbesuch bummelten wir durch die Innenstadt, bis wir auf der Brühlschen Terrasse vor einem Café Mitreisende
entdeckten, die dort die Sonne und Getränke genossen. Wir setzten uns zu ihnen. Immer wieder kamen Birker, und der Kreis wurde
immer größer. Viel wurde von den Besuchen in der Stadt erzählt, insbesondere von der beeindruckenden Frauenkirche, bei der in
den Kellerräumen und der Krypta über den Bau, die Zerstörung und den Wiederaufbau informiert wurde. Es war beeindruckend, mit
welchem persönlichen Engagement der Wiederaufbau betrieben wird als Symbol für Vergangenheitsbewältigung und
Wiedergutmachung ohne staatliche Unterstützung nur durch private Spenden. Dann war es so weit, die Sonne sank immer tiefer,
und wir mussten zurück zum Bus. Rechtzeitig um 19.00 Uhr waren alle wieder im Bus, um die Rückfahrt nach Eppendorf anzutreten.
Frau Güttler, eine Mitreisende, lebte als junge Frau im Zweiten Weltkrieg in Dresden. Sie erlebte die fürchterlichen Luftangriffe
englischer und amerikanischer Bomber vom 13. bis 15. Februar 1945 auf Dresden mit. Angriffe auf eine Stadt, die militärisch als
völlig uninteressant galt und die mit Ost-Flüchtlingen überfüllt war. Über 35.000 Menschen starben bei den Angriffen. Manche
Historiker schätzen die Anzahl der Getöteten auf über 100.000. Frau Güttler erklärte sich auf der Rückfahrt bereit, über ihre
schlimmen Erinnerungen zu sprechen. Es fiel ihr nicht leicht über ihre Erlebnisse in dieser Hölle zu sprechen, aber sie wollte uns als
Zeitzeugin einen Eindruck von den grausamen Angriffen geben. Ihr Bericht bewegte uns alle tief, und es herrschte beklommenes Schweigen im Bus.
Im Trakehnerhof angekommen, machten wir uns frisch und saßen noch lange gemütlich bei Essen und Trinken zusammen.
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