Bevor die öffentliche Wasserversorgung in unsere Heimat kam, versorgten sich unsere Vorfahren auf die unterschiedlichste Weise mit dem lebensnotwendigen Naß. Die Mühlenbesitzer (Tritzmühle, Breidterstegsmühle) mußten den geringsten Aufwand treiben – sie bekamen ihr Wasser aus dem Mühlbach. Der Großteil der Bevölkerung war jedoch auf Brunnen angewiesen. Auf fast jedem landwirtschaftlichen Anwesen befand sich ein solcher „Pütz“, der später meist mit einer Handpumpe ausgestattet war. Hier holten sich auch diejenigen ihr Wasser, die selber keinen Brunnen besaßen.
Es gab einige wenige, die sich den Komfort einer eigenen Wasserversorgung mit fließendem Wasser leisten konnten. Sie besaßen einen hydraulischen Widder oder Stoßheber. Etwa zehn solcher Anlagen lassen sich für das Gebiet Birk – Heide – Inger nachweisen. Heute findet man nur noch an wenigen Stellen Überreste davon.
Der hydraulische Widder arbeitete nach einem simplen aber genialen Prinzip. 1796 von Montgolfier in Frankreich erfunden, trat er schon bald seinen erfolgreichen Weg nach England und Deutschland an. Mitte des 19. Jahrhunderts wird er wohl unsere Täler erreicht haben – im übrigen sein ideales Arbeitsgebiet. Denn gerade in einer von Tälern und Siefen zerfurchten Gegend bringt der Stoßheber den größten Nutzen.
Auf der schematischen Darstellung erkennen wir seine Funktionsweise. Der beste Standort war neben einem Bachbett möglichst nahe der Quelle. Der Bach wurde meist gestaut, so daß ein kleiner Teich entstand. Bei ergiebigen Quellen konnte man auf das Anstauen verzichten; das Wasser wurde direkt dem Bach entnommen. Einige Meter unterhalb des Staudamms war der Stoßheber in einem gemauerten Schacht untergebracht.
Seine wesentlichen Bestandteile sind die Ventile a und b und der Windkessel. Das Ventile a ist im Ruhezustand geöffnet. Das angestaute Wasser kann nun solange ungehindert durch den Stoßheber fließen, bis eine Strömungsgeschwindigkeit erreicht wird, die das Ventil a schlagartig schließen läßt. Durch den hierbei entstehenden Überdruck öffnet sich das Ventil b, sodaß eine kleine Menge Wasser in den Windkessel gelangt. Der Überdruck baut sich ab, das Ventil a öffnet wieder, worauf das Spiel von neuem beginnt. Hier erklärt sich nun die Entstehung des Namen „Klopphannes“: durch eben dieses ständige Öffnen und Schließen des Ventils a entsteht das charakteristische Klopfen.
Die im Windkessel eingeschlossene Luft wird komprimiert und treibt das Wasser durch die Steigleitung zum Haus. Die Förderleistung war relativ gering. Im 24-Stunden-Betrieb flossen dennoch bis zu 1000 Liter den Berg hinauf bei einem Höhenunterschied von 40 m. Man bedenke, der Klopphannes lief ohne zusätzliche Energiezufuhr wie Strom oder Diesel.
Mit der Einführung der öffentlichen Wasserversorgung wurden die Stoßheber überflüssig und verschwanden bald aus unserem Gebiet. Das letzte Exemplar hat allerdings noch bis 1962 den Hof Krölenbroich mit Wasser versorgt.